Mittwoch, 22. Juli 2009

Haze

Japan 2005

Farbe 49 Minuten


Regie:
Shinya Tsukamoto

Darsteller:
Shinya Tsukamoto,

Kahori Fujii


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Ein Mann erwacht in einem dunklen und beklemmend engen Raum, der genau die Umrisse des menschlichen Körpers nachformt und somit nur ein Minimum an Bewegungsfreiheit bietet. Dies setzt schon den ersten klaustrophobischen Grundton der den gesamten Film durchzieht, denn was als scheinbares Extrem beginnt ist nur der Anfang eines Irrgartens aus Beton, der es dem Protagonisten mit jedem Schritt schwieriger machen wird sich ohne physische Qualen weiter fortzubewegen.


In der Dunkelheit kann der Zuschauer genauso wie die Hauptfigur kaum etwas erkennen und meist nur Schemen und Umrisse wahrnehmen. Gemeinsam durchlebt man die Angst und Verzweiflung während die Situation immer unerträglicher wird und ist ebenso ahnungslos wie der Protagonist selbst, wie er in diese missliche Lage geraten konnte. Ist er dafür verantwortlich, oder spielt ihm jemand einen Streich? Trotz seines Gedächtnisverlusts beginnt er sich einen Weg durch das lebensfeindliche Betonlabyrinth zu bahnen. Im Verlauf seiner Flucht stößt er auf eine Leidensgenossin. Gemeinsam versuchen sie dem engen Betonlabyrinth zu entkommen und einen Ausgang zu finden.


Tsukamoto gelingt es die Klaustrophobie und Beklemmung fühlbar zu machen, das körperliche Trauma einzufangen. Er zwingt den Zuschauer die Qualen des Protagonisten zu empfinden. Das Elend wird in den vielen Close-Ups visuell erfahrbar: glitzernde Schweißperlen, aufgeschürfte, blutige Hände, schmerzhaft verkrampfte Muskulatur und der lautlose Schrei, den man nur in den Augen zu erahnen meint. Die Nähe des Zuschauers zum Protagonisten wird durch die Geräusche noch verstärkt. Man hört sein schweres Atmen und Stöhnen. Auch die Musik von Chu Ishikawa ist auf jede Szene abgestimmt, donnernd während der Konflikte, verträumt und hypnotisch in den ruhigeren Momenten des Films.


Der Film spielt mit den menschlichen Urängsten und wirft die Protagonisten in eine existentielle Leere in der allein der Überlebenswille ausschlaggebend ist. Ohne Gedächtnis und ohne Erklärung ist der Film auch eine Erforschung der Verbindung zwischen Körper und Bewußtsein. Der Kampf zwischen dem menschlichen Geist und der Angst im dunklen Ungewissen, zwischen Erlösung und Gefangenschaft. Haze ist in der ersten Hälfte innovatives Experimental-Kino voller Symbolkraft, das es schafft mit minimalen Mitteln existenziellen Horror erfahrbar zu machen. Leider versucht Tsukamoto, in der zweiten Hälfte, dem Ganzen einen erzählerischen Tiefgang zu verleihen (Stichwort: Auflösung und Katharsis), der dem Film unnötigerweise eine Konventionalität aufzwingt die er nicht benötigt hätte.


Haze ist 49-minütiges, unbehagliches Körperkino, ein Film für den geneigten masochistischen Klaustrophobiker und ein weiterer Beweis für die Begabung des Multitalents Shinya Tsukamoto.



Review by Maddox



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