Mittwoch, 31. Januar 2007

Sombre

Frankreich 1998
Farbe 112 Minuten

Regie:
Philippe Grandrieux

Darsteller:
Marc Barbé,
Elina Löwensohn,
Géraldine Voillat

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Der erste Spielfilm des Dokumentarfilmers Phillippe Grandrieux, erzählt die düstere Geschichte einer unmöglichen Liebe zwischen dem Prostituiertenmörder Jean (Marc Babé), der als Puppenspieler vor Kindern auftritt und auf seinem Weg durch Frankreich Frauen brutal misshandelt und ermordet und der unschuldigen Claire (Elina Löwensohn); die er eines Tages zufällig auf seinen ruhelosen Streifzügen trifft und die es ihm zum ersten Mal ermöglicht einen flüchtigen Eindruck wahrer Intimität und Liebe zu erfahren.

Liebe ist stärker als alles andere, stärker als der Tod. Davon handelt mein Film. Es ist eine Geschichte die wie ein Märchen funktioniert, in welchem nur das Verlangen und das Unbewusste die Ereignisse bestimmen.“ (Philippe Grandrieux)

Der „dunkle“ Jean, der nur bestimmt durch seine gewalttätigen Triebe jedem Verlangen nachgeht und den grausamsten Zustand der menschlichen Natur auslebt, und die „hell strahlende, reine“ Claire, die in ihrer Unschuld fast unwirklich scheint, wirken in ihrer abstrakten Darstellung wie Personifizierungen von vollkommen gegenüberliegenden Archetypen. Über ihre zerbrechliche Verbindung versuchen beide jeweils fasziniert vom andersartigen Gegenüber zu einem neuen Selbstverständnis zu gelangen, aber Jean kann sich nicht ändern und so verschafft die Liebe nur kurzzeitige Erlösung von seiner triebhaften Gewalt. Beide sind nicht in der Lage sich zurück in die alltägliche Realität zu integrieren und so geht für Jean das morden weiter...

Grandrieux erzählt in einer ihm eigenen erfrischend originellen Filmsprache, welche ihre Kraft vor allem aus der herausragenden Kameraarbeit, dem Spiel mit Licht und Schatten, den Geräuschen und der Musik (den mechanischen, bedrohlichen Rhythmen von Alan Vega und Bauhaus) bezieht. Diese fast experimentelle Art trägt mit dazu bei das Sombre einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt und sorgt dafür das er sich stark von gewöhnlichen Serienkillerstreifen abgrenzt. Auf beklemmend faszinierende Weise taucht Sombre in eine verschwommene Dunkelheit ab, abruptes Kamerazittern, unerkennbare Teile menschlicher Körper, mysteriöse Erscheinungen, Zonen des Verschwimmens, oder Überlagerungen der Bilder führen dazu dass Figuren und Handlungen oftmals schwer zu erkennen, häufig nur zu erahnen sind. Dieses Chaos, die Konfusion des Gewohnten, vermittelt ein intensives Gefühl innerer Unruhe und Beklemmung.

Sombre hatte nur geringen kommerziellen Erfolg (gerade mal 21.000 Kino-Besucher in Frankreich), was auch daran liegt das die Spielfilme von Grandrieux in ihrer Radikalität und fehlenden Moral zu provokativ für die Masse sind, dennoch ist der Film für den geneigten Filmfreak der sich auf die abstrakte Geschichte, sinnliche Kameraführung und Ästhetik einlassen kann ein absolutes Muss und verdient ein größeres Maß an Aufmerksamkeit.

Sombre ist ein geheimnisvoller Film der seine eigenen Rätsel nicht löst.


Review by Maddox



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